Ausstellungstexte
Die Bilder über Frauen, aber keine „Frauenbilder“ – so könnte man viele Bildserien von der Malerin Ira Tsantekidou bezeichnen.
Ihre Frauenbildnisse und sogar manche Stilleben strahlen feminine Sinnlichkeit aus, wirken erotisch und edel zugleich. Die Ölbilder werden charakterisiert durch ein heutzutage seltenes zeichnerisches Können und eine ungewöhnliche Maltechnik, begleitet mit sanfter Ironie und ausgeprägter Liebe zum Detail. Die Werke von Ira Tsantekidou sind immer der Blickfang auf jeder Ausstellung, sind gleichermaßen aussagekräftig und dekorativ, was das immer weiter steigende Interesse der Galeristen und Kunstsammler erklärt.
„La Femme Fatale“ von Ira Tsantekidou
Was ist eine Frau, was macht sie aus, was kann sie sein ?
Ira Tsantekidou bedient sich in ihren Werken - auf den ersten Blick allesamt Portraits ein und desselben Frauentyps - gekonnt des »Femme Fatale« Klischees und lässt dieses mit zart-ironischer Note auf der Leinwand in all seiner fesselnden Sinnlichkeit wieder auferstehen – kühne Farben, feine, sichere Pinselstriche, eine erfrischende Renaissance der »Art Déco«.
Und dennoch: die Bilder der Künstlerin allein auf die gekonnt und stilsicher aufgezogene Wieder-Inszenierung eines legendären Stereotyps nach Tamara Lempicka-Manier zu reduzieren wäre unverzeihlich, geradezu ein Ding der Unmöglichkeit.
Es ist nicht in erster Linie die lockende Laszivität der »Belle Dame Sans Merci«, die den Betrachter gleichermaßen verführen, berühren und fesseln soll, sondern der subtil ins Frauenbild miteinfließende Klischeebruch, der im Betrachter und späteren Bewunderer die eigentliche Faszination in ihrer vollen Intensität wachruft.
Denn hinter dem »Vamp«, der dominanten Schönheit und Anzüglichkeit der abgebildeten »Femme« verbirgt sich ein ambivalentes, fassettenreiches Gefühlskomplex, ein wahres Labyrinth, das hinter der Oberfläche weiblicher Koketterie verborgen liegt und nur darauf wartet, den Betrachter vor den Kopf zu stoßen, zu verwirren und ihn in Versuchung zu führen.
Eine Frau – eine Frau ? - mit tausend Gesichtern.
Eine Frau, die jede Frau ist, eine Frau, die wir zu kennen glauben, vielleicht einmal vor langem gekannt haben, eine Frau, die wir selbst sein könnten und gleichzeitig doch eine sinnliche, namenlose Fremde, deren Erotik in dem unerklärlichen, ewigen Mysterium besteht, das sie ist.
Wir glauben, einen kurzen Einblick in ihre Seele – die Seele der Frau – erhascht zu haben, bis sie sich wie selbstverständlich unserer Reichweite entzieht und das Rätsel der Weiblichkeit sich in neuer, spannender Verworrenheit vor uns ausbreitet.
Catherine Lamarr